Vernissage: Kitsch? Echo der Kunst? Zu viel des Guten?
Fr, 12 Jänner 19:00

Schloss Wolkersdorf

 

 

 

Vernissage: Freitag, 12. Jänner
18:00 Uhr Preview
18:30 Uhr Musik mit Alexander Blach, Musikschule Wolkersdorf
19:00 Uhr 
Kurator Dr. Hannes Etzlstorfer spricht zur Idee der Ausstellung, Dr. Martin Neid gibt eine "literarische, vorwiegend heitere, Wortspende“

Ausstellungsdauer: Sa 13. Jänner - So 25. Februar 2018
Öffnungszeiten: Samstag, Sonntag und Feiertag 14:00 – 18:00 Uhr
Schloss Wolkersdorf, Schlossplatz 2, 2120 Wolkersdorf
Galerie 1+2

 

Künstler
In der Ausstellung werden unter anderem auch Arbeiten von Götz Bury, Guido Kunert, Martin Praska, Konrad Stania, Bernhard Tragut, 
Sebastian Weissenbacher und Otto Potsch zu sehen sein.

 

Führungen:

  • Kuratorenführung beim Lazy Sunday mit den Strottern am 28 01 2018
  • (Der Lazy Sunday ist schon ausverkauft. Eine Teilnahme bei der Führung um ca. 12.00 ist aber möglich)
     
  • Kunst in Aktion am So 04 02 2018 um 15:00 Uhr
     
  • Bei den forums-Veranstaltungen während der Ausstellungsdauer, wird die Ausstellung jeweils 1h vor Veranstaltungsbeginn ebenfalls geöffnet sein. (betrifft: Die Strottern, Das unbekannte Mädchen, Shirley, Quadrat:sch)

 

 

Kitsch. Echo der Kunst?
Vom Reiz des falschen Glanzes

(Hannes Etzlstorfer)

Zeigt Kitsch die Welt, wie sie ist? Wie sie vielleicht sein könnte? Oder doch nur, wie wir sie uns ersehnen? Kurt Tucholsky befand einst: Kitsch ist das Echo der Kunst.  Müsste nicht bei dem vielen Kitsch, der uns täglich umgibt, auch die Dichte an Kunst dementsprechend sein?  Die Kitsch-Exorzisten von gestern und die Kunst-Päpste von heute sind sich freilich beim Aufstöbern von Feindbildern keineswegs mehr so einig, was Kitsch ist,  wie er uns verändert, warum wir ihm stets aufs neue verfallen - und ob er uns vielleicht sogar gut tut.  Unsere Impulsausstellung im Forum Schloss Wolkersdorf geht nicht nur diesen Fragen augenzwinkernd nach, sondern wirft auch einen Blick hinter die zumeist glitzernde und faszinierende Fassade von Kitsch.

Während bei Gartenzwergen, Sonnenuntergangstapeten, venezianischen Leuchtgondeln, Häkeldeckerln oder Wackel-Dackeln ein breiter Konsens bezüglich Kitsch-Kategorisierung besteht, wuchert er längst in neueren Formen, die vom lebensgroßen Pink-Flamingo oder gewichtigen Steinguß-Buddha im Garten, über Glitter-look bis hin zu japanische Tattoos auf Autos und gestählten Körpern reichen.... Und der Voyeurismus unserer Tage fördert das Entstehen ständig neuer "Verkitschungen"... Und was hat nun Kitsch mit Kunst zu tun? Kitsch ist eben Kunst, die aus kommerziellen, Massenbedarfsgründen und nicht aus künstlerischen Zwecken entsteht. In vielen Fällen versteht sich daher Kitsch als billige Kopie eines früheren Kunstwerks, als  das, was NUR die Nachbarn sammeln, in ihrem Garten oder  ihren Wohnungen aufstellen, insgeheim lesen  oder lautstark hören und  damit Klaus Klages Bonmot zu bestätigen scheinen:  Für Kitsch gibt`s schlagernde Beweise...  Aber vielleicht wird dieser Kitsch mit der Zeit auch zur Kunst, wie dies uns Sir Peter Ustinov zu prophezeien versteht: Antiquitäten sind ehemaliger Kitsch - allerdings zwei Jahrhunderte später.
 

In der öffentlichen Wahrnehmung wie auch im intellektuellen Diskurs ist daher Kitsch zumeist noch immer etwas, für das wir uns so gerne "fremdschämen"... Schön- fast schon kitschig" - diese Steigerungsform hat in der Jugendsprache längst ihren festen Platz, denn auch diese Generation kommt trotz MP3-Player, Big Mac und Schlammcampen bei Open-Air-Festivals nicht ganz ohne Kitsch aus, lässt man sich nur so manchen Sontext auf der Zunge zergehen, die zu Hymnen des verklärt werden und bei denen bei den sog. Music-Mega-Events die Feuerzeuge in die Nacht geschenkt werden, als gelte es, Gott Amor - oder wenigstens Jim Morrison - für einen  Moment herbeizubeten... Romantik,  Harmoniebedürfnis und unerfüllte Sehnsucht sind eben auch heute ein idealer Humus für jenen Kitsch, mit dem diese millenial-generation  etwa in Gestalt von verkitschten Fantasymärchenwelten groß geworden ist.

 

Trotzdem: Die Bastionen scheinen überall zu bröckeln: Selbst die hehre Kunst, die sich als kitschfreie Zone deklariert, hat ihn pardoniert: Es wird auch in der Kunst wieder gekitscht - ob bei Jeff Koons, Damien Hirst oder bei Gilles  und Pierre. Sie liefern ihrerseits wieder jene opulenten Anregungen, die ihrerseits  wieder klassische Kitschwelten generieren halfen. Kitsch kann freilich auch gefährlich werden. Wenn Alexander Engel feststellt, "Im Leben findet man viel mehr Kitsch als in der Kunst", dann klingt darin auch das dringende Bedürfnis nach einer heilen Welt unter der Käseglocke an, in der dass Fremde wie auch die Solidarität mit den Schwachen und Ausgegrenzten ausgeblendet werden. „Kitsch ist das tückischste aller Gefängnisse“  hatte Prado notiert. "Die Gitterstäbe sind mit dem Gold vereinfachter, unwirklicher Gefühle verkleidet, so dass man sie für die Säulen eines Palastes hält“. (Pascal Mercier „Nachtzug nach Lissabon“ 2006).

 

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